Forschungs-Blog

Unser Weg zu einem klimaneutralen Gebäude

Lernen vom Haus des Lernens

Exkursion zum Thema nachwachsende Rohstoffe

Das Forschungsteam machte sich Ende November zu einer weiteren Forschungsreise auf. Diesmal führte der Weg nach St. Pölten zum Haus des Lernens. Von besonderem Interesse waren für uns die verwendeten Materialien: Holz, Lehm und Stroh. 

Martin Aichholzer von MAGK ARCHITEKTEN führte das Team durch das Projekt. Im Auftrag der GESA (Gemeinnützige Sanierungs- und Beschäftigungs GmbH) wurde der dreigeschoßige Bau 2018 realisiert. Ein wichtiger Aspekt beim Bauen war die aktive Beteiligung der zukünftigen Nutzer. (Link zu kurzem Film.)

Martin Aichholzer vor dem Haus des Lernens

Martin Aichholzer vor dem Haus des Lernens. Fotos: Vis-à-Wien

Das Gebäude wurde zum größten Teil aus regenerierbaren oder rezyklierbaren Materialien errichtet. Die Konstruktion – also Decken und Wände – wurde aus Holz gebaut. Die Wärmedämmung besteht aus Strohballen und der Verputz ist aus Lehm. Sogar der Aufzugsschacht wurde als einschalige Holzkonstruktion ausgeführt und nicht, wie üblich, in Stahlbeton.

Durch die Trockenzeit des Lehmputzes wurde die genaue Planung der Bauzeit schwieriger. Die Dimensionen des Gebäudes wurden an die Strohballengröße angepasst – dadurch waren auch dickere Wandstärken nötig als heutzutage üblich. Hierbei stellt sich die spannende Frage, wie eine Strohdämmung z.B. in einem geförderten Wohnbau möglich wäre, bei dem jede nutzbare Fläche zu einem leistbaren Wohnen beiträgt.

Sehr aufschlussreich war die Auseinandersetzung mit drei intelligenten Dämmstoffen: Die besten Eigenschaften hätte dabei wiederverwendete Altkleidung, für deren Aufbereitung sich jedoch noch keine Industrie etabliert hat. Das Dämmen mit Strohballen bietet auch eine gute Möglichkeit; mit der Alternative des Einblasstrohs. Hier ist das Stroh leichter zu verarbeiten. Es fehlen aber Erfahrungswerte, da es dieses Verfahren noch nicht sehr lange gibt. Ein Vorteil der Dämmung mit Stroh ist die hohe Verfügbarkeit des Materials. An die dritte Stelle der besten Dämmstoffe reiht sich Cellulose.

Materialmuster Haus des Lernens

Materialmuster im Haus des Lernens. Foto: Vis-à-Wien

Ein spannender Aspekt war auch die Einbeziehung der Anfahrtswege für Baustellenarbeiter*innen und Baumaterialien. Bei der Planung wurde darauf geachtet, die Firmen und Produkte möglichst regional auszuwählen. Das stärkt das Bewusstsein, dass auch diese Dinge zu einem ökologischen Bauen beitragen.

Auch wenn wir nicht mit Stroh dämmen, wäre es interessant, mehr darüber zu erfahren. Was für unser Haus aber sehr relevant ist, sind die Überlegungen, wie lange Anfahrtswege Materialien und Dienstleister*innen haben und welchen Beitrag dies zur CO – Bilanz unseres Gebäudes leistet. 

Eckdaten Exkursion:

Datum:  21.11.2022

Ort:
Haus des Lernens, Sankt Pölten

Führung / Expert*innen:
Martin Aichholzer, MAGK ARCHITEKTEN