Modular und nachhaltig

Der Holzbau-Meister über die Zukunft des urbanen Holzbaus

Im Oktober 2023 lud das Forschungsprojekt Klimademo Vis-à-Vis zum mittlerweile dritten Echoraum. Thema des Abends war „Holzbau im geförderten Wohnbau – von der Vision zur Umsetzung“. Für den Echoraum hat Christof Weissenseer eine Videobotschaft geschickt, in der er sein Unternehmen vorstellt und über seine Vision zur Zukunft des Holzbaus spricht. Christof Weissenseer ist Holzbau-Meister und CEO der Weissenseer Holz-System-Bau GmbH, die die Bauelemente der Holzriegel-Außenwand des Vis-à-Wien-Gebäudes fertigen wird. 

Dieser Beitrag fasst seinen Beitrag zusammen und bietet einen Link zum Video.

Video: Christof Weissenseer über die Vis-à-Wien Holzbau-Vision

Das Unternehmen Weissenseer

Holz ist schon seit der Gründung des Unternehmens vor rund 100 Jahren das Thema des Kärntner Unternehmens. Als der heutige CEO den Handwerksbetrieb von seinen Eltern übernahm, gab es zwei Mitarbeiter – heute produziert er mit circa 50 Mitarbeiter*innen in Greifenburg (Kärnten), außerdem in Kasachstan und China, und unterhält Büros in Wien und Berlin. Vom klassischen Zimmermannsbetrieb hat sich Weissenseer zum Experten im Bereich Elementbauweise für Holzfertighäuser entwickelt. Einfamilienhäuser und Bungalows stehen im Portfolio, besonders hervorgetan hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren aber mit mehrgeschossigen Holzbauten – etwa dem Wohnprojekt Gleis 21 in Wien oder dem Studentenwohnheim Mineroom in Leoben.

Die Vision

Der Holzbaumeister betont, dass er Nachhaltigkeit als Herzstück seines Unternehmens sieht. Darunter versteht er Ökologie und soziale Komponenten, aber auch die Ökonomie – schließlich kann kein Unternehmen ohne Wirtschaftlichkeit bestehen. Die Vision des Unternehmens ist „das Errichten von nachhaltigem Wohn- und Arbeitsraum mit höchster architektonischer Qualität“.

Das nachhaltige Bauen beginnt bei der Planung der Gebäude, beispielsweise auch der Überlegung der Nachnutzung der Gebäude. Hier erwähnt Weissenseer die Einräumung flexibler Nutzungsmöglichkeiten – insbesondere die Raumhöhe und das statische Konzept nennt er dabei als Schlüsselfaktoren. Die Aufwertung und Vergrößerung von Außenräumen sieht er als weitere Möglichkeit für Nachhaltigkeit, da ein höherer Wohlfühlfaktor im Freien es ermöglicht, auch kleinere Wohnräume zu realisieren. Und auch beim Bauprozess selbst sieht er Optimierungsmöglichkeiten für die Nachhaltigkeit, etwa durch Vormontage von Modulen innerhalb der Werkshalle.

Portrait Christof Weissenseer
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So viel Holzbau wie möglich,

aber auch so wenig Verschwendung des Rohmaterials wie möglich

Ing. Christof Weissenseer
(Foto: Weissenseer)

Auch die Forschung, Aus- und Weiterbildung ist Teil der Mission von Weissenseer. In der Forschung dreht sich viel um die Wiederverwendung von Materialien, also Urban Mining, Rücknahmegarantien oder der Entwicklung von Verbindungen, die im Nachhinein wieder lösbar sind. In diesem Zusammenhang stellt er auch den vor zwei Jahren gegründeten Verein TINAA (Timber Innovation Network Alpe Adria) vor, der sich für Wissensweitergabe und Vernetzung in der Holzbranche engagiert. Weissenseer erwähnt unter anderem eine neue Professur für Holzbauingenieure in Spittal und die Vernetzung der holzwirtschaftlichen Betriebe in Kärnten. Ein weiteres Ziel von TINAA wäre die Förderung von Kleinstsägewerken, die sich zu kleinen Genossenschaften zusammenschließen, um Großbetrieben und Monopolisten etwas entgegensetzen zu können.

Die Zukunft im urbanen Bereich

Die Möglichkeiten für Holz im urbanen Bereich sieht Christof Weissenseer unter anderem in der Nachverdichtung: „Wir haben genug viergeschossige Gebäude, wo wir ein bis zwei Geschosse – und das natürlich am Besten im Holzbau, aufgrund des Gewichtes – durchaus im kostendeckenden Rahmen umsetzen können, und gleichzeitig dann auch noch eine Gebäudeoptimierung im Sinne der energetischen Aufrüstung durchführen können.“

Dabei gehe das Unternehmen nach der Prämisse „so viel Holzbau wie möglich, aber so wenig Verschwendung des Rohmaterials wie möglich“ vor. Deshalb plädiert er für hybride Bauweisen, bei denen die Rohstoffe aller Gebäudeteile je nach Verwendung ausgewählt werden. Das bedeute zwar auch ein Betonfundament und Betonfertigteile, aber kombiniert mit Massivholz (Kreuzlagenholz/KLH bzw. englisch Cross Laminated Timber/CLT) für die Decken und Riegelbauweise für die Außenwände – so wird auch unser Haus gebaut werden. Ein hoher Vorfertigungsgrad unter kontrollierten Bedingungen in der Halle sorgt dabei für eine beachtliche Zeitersparnis, da auf der Baustelle nur noch montiert wird.